Montag, 2. März 2015

Interview mit Frau Tsubasa Kimura

Tsubasa Kimura

bis 2002 verschiedene Auszeichungen, u.a. erster Preis bei der Studentischen Kalligraphie-Ausstellungen

seit 2002 unabhängige Künstlerin, keine Teilnahme an ausgeschriebenen Ausstellungen

Veranstaltung zahlreicher Ausstellungen im In- und Ausland
2008 Ausstellung eigener Werke im Myōshinji
2011 Ausstellung in der japanischen Botschaft in Argentinien, Angebot mehrerer Workshops

Offizielle Website





Victor Fink: Woher kommen Sie?

Tsubasa Kimura: Ich bin in Osaka geboren und in Kyōto groß geworden. Bis zur Grundschule wohnten wir in Osaka, dann sind wir nach Kyōto umgezogen. 

F: Haben Sie einen Lieblingsort in Osaka?

K: Ja, Minami-Horie . (Anm.: dort hat die Kalligraphin ihr Atelier)

F: Was gefällt Ihnen an diesem Ort?

K: Die Atmosphäre ist wirklich ruhig. In Kyōto ist es aber bestimmt noch viel ruhiger. Eigentlich bin ich auch viel vertrauter mit Kyōto… In Osaka leben viele Menschen, es ist sehr lebendig, oder? Hier ist es aber noch verhältnismäßig entspannt.

F: Wie würden Sie ihre Verbindung mit Kyōto beschreiben?

K: Es ist schließlich der Ort wo ich groß geworden bin, daher weiß ich wie wunderbar Kyōto ist. Die Peripherie, die Berge, die vielen Tempel und Schreine. Es ist ein guter Ort für die Kalligraphie, mit den Pinsel- und Tuschehändlern. Man kann sagen, dass es in einer Umgebung wie Kyōto leicht ist, Kalligraphieren zu lernen.

F: Und was wäre ihr Lieblingsort in Kyōto?

K: Okazaki . Das Haus meiner Eltern ist in Yoshida , wo auch die Kyōto-Universität ist. Daher kann man auch zu Fuß nach Okazaki laufen, wir haben oft einen Spaziergang dorthin unternommen.

F: Wann kamen Sie zum ersten Mal mit der Kalligraphie in Berührung?

K: In Japan wird einem das Schönschreiben als Kind ja ganz selbstverständlich beigebracht, damals bin ich der Kalligraphie zum ersten Mal begegnet. Und dann habe ich im Kalligraphieunterricht an der High School die Freude an der Kalligraphie wiederentdeckt. 

F: Welche Lehrer hatten einen besonders starken Einfluß auf Sie?

K: Herr Magami , der auch der Lehrer von Herrn Nishimura ist. Ich bin jetzt allerdings eine freischaffende Künstlerin. (Anm.: Frau Kimura sendet seit 2002 keine Werke mehr an die großen öffentlichen Ausstellungen in Japan)

F: Lassen Sie Ihre Werke noch von Herrn Magami begutachten? 

K: Nein, nicht mehr. Aber falls ich das irgendwann müsste, wäre ich sehr, sehr aufgeregt. (lacht)

F: Sind Sie selbst Mitglied eines kalligraphischen Vereins?

K: Nein.

F: Wie organisieren Sie Ihre Ausstellungen im Ausland?

K: Das mache ich alleine. Mal suche ich selbst, mal erhalte ich Angebote aus dem Ausland und gehe dann hin.

F: Wie würden Sie Ihren persönlichen Stil beschreiben?

K: Das ist schwierig. Man könnte sagen, dass ich mein Schaffen nach meinen Interessen zu der Zeit, auf das Thema eines Jahres hin ausrichte. Und weil ich noch jung bin, wäre es doch etwas zu früh, mich für ein einziges Thema zu entscheiden, das ich dann verfolge. Darum sind meine Werke sehr vielfältig.

F: Haben Sie dabei einmal so etwas wie ein verbindendes Element in ihrem Schaffen entdeckt?

K: Das wäre dann, dass ich stets schöne Zeichen schreibe.

F: Sie legen viel Wert auf die Tradition. Wie kommt das in Ihren Werken zum Ausdruck?

K: Kalligraphie, das ist so etwas wie eine Kultur die in der Verbindung existiert, darum kann man es auch nicht Kalligraphie nenne, wenn man einfach alleine nach eigenem Gutdünken die Zeichen verbiegt. Man schreibt, indem man einer geschichtlichen Entwicklung folgt, die Techniken vergangener Generationen selbst fortführt. Ich denke, man kann nicht ohne die Tradition über Kalligraphie reden. Es ist doch etwas vollkommen anderes, einfach zu schreiben oder zu kalligraphieren.
Das hier (zeigt auf ein Werk in einem Katalog, eine Installation ) ist eine meiner früheren Kalligraphien. Ich denke es ist ein ungewöhnliches Werk, aber sieht man sich jedes Zeichen einzeln an, erkennt man, dass es schöne, traditionelle Zeichen sind. Ganz viele solcher Zeichen, in der Form einer Installation ausgestellt, kann man auch als moderne Kunst verstehen.

F: Welches Werk unter den Klassikern der Kalligraphie gefällt Ihnen besonders gut?

K: Die Werke von Huang Tingjian aus der Song-Dynastie.

F: Unterrichten Sie auch selbst Kalligraphie?

K: Ja. Ganz konkret betreibe ich eine eigene Schule. In den normalen Kalligraphieschulen schreibt der Lehrer den Schülern zumeist eine Schreibvorlage. Ich aber schreibe nicht eine einzige solche Vorlage, das direkte Kopieren der Klassiker steht beim Lernen im Mittelpunkt. Manchmal kopiert man in der Kalligraphie für einen langen Zeitraum einen einzigen Klassiker, aber im Falle meiner Schule schreiben wir zuerst verschiedene Klassiker einmal und gehen schnell über die Grundlagen. Nachdem man weiß, welche Klassiker man mag und mit welchen man sich mehr beschäftigen möchte, erschließt man sich rasch eine eigene Welt. 
Zuerst lernt man die Dinge kennen, und dann geht man tiefer. Ich mache es leicht, einen Zugang zur Kalligraphie zu finden. Ausländischen Schülern erkläre ich die Existenz verschiedener kalligraphischer Techniken auf leicht verständliche Weise. Mir macht das Spass. (lacht)

F: Was macht ein hervorragendes Werk ihrer Meinung nach aus?

K: Dass es ohne ein „Ich“ ist ( ga). So, als ob es  ein Ich hätte und doch wieder nicht. (lacht)
Im allgemeinen geht es aber doch um die die Technik, das Können. Das Werk verdankt sich schließlich den kalligraphischen Grundlagen. Jeder kann ja schreiben, wenn er will. Aber was die Zeichen eines Kalligraphen besonders macht, ist die durch Übung erworbene Technik. Die ist unverzichtbar, und durch sie entstandene Werke sind dann auch großartig.

F: Was denken Sie über die kalligraphische Szene in Japan?

K: Die kalligraphische Szene, das Genre der Kalligraphie ist sehr speziell. Keiner kann für sich alleine stehen. Ich glaube zwar schon, dass die Autodidaktik auch ein Weg ist, aber wenn man nicht von einem Lehrer lernt, wird man die Details der Technik, was da eigentlich passiert, nicht verstehen, es gibt da doch eine Grenze. Und da man also von einem Lehrer lernen muss, muss man sich auch dorthin bewegen, wo er ist. Dadurch entsteht dann schnell eine Abgeschlossenheit der Szene.
In meinem Fall, wie ich vorher schon gesagt habe, mache ich es leicht einen Zugang zu finden, ich unterrichte auch viele Leute, die vorher noch nie etwas mit Kalligraphie zu tun hatten. Die erfahren in meiner Schule zum ersten Mal etwas über Kalligraphie. Meine Schüler sagen mir dann Dinge wie: „Ach, das macht man da also (in der Kalligraphie)!“ Das versteht man irgendwie einfach nicht, wenn man die Kalligraphie nur von außen betrachtet. 
Auch wenn man fragt, was das eine Zeichen nun vom anderen Zeichen unterscheidet, und einem dann gesagt wird, dass das eine von einem Kalligraphen stammt, das andere aber nicht, versteht man doch nicht, was nun der Unterschied ist. So entsteht dann die Gruppe derer, die Kalligraphie praktizieren, und jener, die das nicht tun. Die Gruppe derer, die Kalligraphie praktizieren, steht dann für sich, ist eine Welt für sich. Darum wird mir auch oft gesagt, dass die kalligraphische Szene verschlossen sei. Vielleicht lässt sich da bei diesem Genre einfach nichts machen.

F: Welcher kalligraphische Stil passt besonders gut zu Ihnen?

K: Ich schreibe in Chōwatai , meine Texte sind Japanisch. 

F: Sie wählen also Texte der Gegenwart für Ihre Kalligraphien?

K: Als Texte schreibe ich oft eigene Worte oder Gedichte, und in letzter Zeit Texte der klassischen japanischen Literatur. Das Makura-no-Sōshi oder das Hōjōki , diese Klassiker gefallen mir. 
Wenn ich schreibe, will ich mich auf das Schreiben konzentrieren. Wörter haben ja eine Bedeutung. Daher kommen dann auch Emotionen ins Spiel, wenn man Gedichte oder Geschichten schreibt. Ich wähle Texte, bei denen das nicht passiert. Ich wähle etwas, bei dem ich mich auf die Kalligraphie konzentrieren kann. Darum schreibe ich manchmal eigene Texte. 

F: Ist die Bedeutung der Zeichen bei Ihren Werken wichtig?

K: Für mich ist es im Falle dieser Gruppe von Werken (zeigt auf die Installationen) nicht die Welt der Wortbedeutung. Würde ich aber ein einzelnes Zeichen präsentieren, denke ich auch über die Bedeutung nach. 

F: Wie definieren Sie Kalligraphie?

Darum möchte ich ein Werk schaffen, in dem ich auch meinen eigenen Ausdruck einbringe. Einfach nur Zeichen schreiben, das geht nicht. 
Aber eigentlich sage ich jemandem, der etwas über Kalligraphie erfahren will, dass er einmal zum Unterricht kommen soll. Es dauert seine Zeit, und wenn man es selbst nicht macht, versteht man nichts. Wenn man nur davon hört, versteht man nichts. (Anm.d.Ü.: Na toll.)

F: Haben Sie schon einmal über Ihr Idealbild des Kalligraphen nachgedacht?

K: Ich möchte wie ein Eremit werden. (lacht) In Ruhe, ohne von der gewöhnlichen Welt gestört zu werden, möchte ich in eine Welt in der ich mich in meine Zeichen vertiefen kann. 

F: Was denken Sie über die gesellschaftliche Position der Kalligraphie im heutigen Japan?

K: Da ich ja mitten im Geschehen bin, kann ich gar nichts sagen, aber es wäre wohl gut, wenn nach mir ein neuer Weg entstünde. Irgendwie hängt die ganze kalligraphische Szene doch zusammen.  Wenn man unabhängig ist, weiß man nicht, was man machen soll. Und in dieser Situation wirke ich jetzt, ich will ein neuen Weg, auf dem man den kalligraphischen Ausdruck vertiefen kann.

F: Haben Sie Interesse an der Kalligraphie als Teil der schulischen Erziehung?

K: Ja. Aber Schönschrift (Shūji) als Teil des Japanisch-Unterrichts an der Grundschule wird ja nicht von Kalligraphen unterrichtet, das ist also schwierig. An der High School kann man Kalligraphie im Rahmen des Kunstunterrichts breiter und stärker in die Tiefe gehend lehren, aber in der Grundschule, wenn man etwa vierzig Schülern in einer Zeit von 45 Minuten unterrichtet, muss man notwendigerweise eine Menge auslassen. Ich habe das Gefühl, dass es ein systematisches Problem ist, eine komplizierte Angelegenheit.

F: Denken Sie, dass es wichtig ist bereits in jungen Jahren mit der Kalligraphie in Berührung zu kommen?

K: Das ist absolut wichtig.

F: Was macht die Faszination der Kalligraphie Ihrer Meinung nach aus?

K: Da gibt es vieles. In der Realität des japanischen Lebens ist die Fähigkeit Zeichen gut schreiben zu können, die Technik, stark im Bewusstsein. Und der Schreiber selbst erfährt in der Zeit, in der er schreibt, eine Art seelisch beruhigende Wirkung. 
Es gibt also nur Gutes. Es gibt nicht eine Sache, die schlecht wäre. (lacht)
Man kann alles selbst bestimmen. Wenn man denkt, jetzt reicht es, dann kann man doch einfach aufhören. Wenn man noch tiefer gehen möchte, dann geht es da immer weiter. Die Behandlung des Pinsels, das ist schon etwas wie die Technik im Sport, man übt um sie zu erlernen, das ist ein bisschen, als ob man Sport und Lernen verbinden könnte. (lacht)
Es ist eine sehr gute Sache. 

F: Wie denken Sie über die Zukunft der Kalligraphie?

K: Sie wird nicht verschwinden, aber sich stärker individualisieren.
Ich bin dieses Jahr zum kalligraphischen Studium nach Taiwan gegangen, und dort merkte ich, dass ein Kalligraphielehrer nicht nur ein Genre, sondern alle beherrschen muss. In Japan ist es ein bisschen so, dass man nur in einer Sache gut sein muss. Da das so ist, lernen die Schüler eines Lehrer natürlich das, worin er gut ist. Dadurch wird es sehr einseitig. 
Die Lehrer in Taiwan schreiben alle Stile. Natürlich nur im Bereich der Kanji, es gibt ja keine Kana. Aber dass man die Schüler kompetent anleiten kann bei dem, was sie schreiben möchten, ist eine absolute Bedingung für einen Lehrer. Gäbe es mehr solcher Lehrer, würde die kalligraphische Kultur besser fortgeführt werden, man vertiefte die jeweiligen Ausdrucksformen und es entstünden gute Kalligraphien, das Traditionelle würde wieder belebt und erhalten. Ich denke, dass die Menschen dann intensivere Beziehung zur Kalligraphie gewinnen würden.

F: Abschließend noch einige persönlichere Fragen. Was ist ihr Lieblingsbuch?

K: Am liebsten mag ich das Hōjōki von Kamo no Chōmei. Ich mag die ersten Sätze der Klassiker . In der Gegenwart gefällt mir Shen Shunchen , ein chinesischer Autor historischer Romane, ein bisschen wie Shiba Ryōtarō . Aber ich mag ihn lieber als Shiba. 

F: Haben Sie ein Hobby?

K: Den Computer. Ich mag das Digitale.

F: Vielen Dank für das Gespräch.

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Minami-Horie (Süd-Horie) und Kita-Horie (Nord-Horie) bilden zusammen den Distrikt Horie (堀江) im Westbezirk der Innenstadt von Osaka. Nach dem Krieg waren hier vor allem Möbelgeschäfte angesiedelt, die auf die im Krieg zerstörten Läden der Holzhändler folgten. In dem Distrikt finden sich heute viele neue Geschäfte, die Einkaufsstraßen florieren. In Japan ist Horie heute als modernes, modisches Viertel bekannt.
Minami-Horie (google maps)


In Okazaki, dem Gebiet um den Okazaki-Park, befinden sich mehrere Museen und der Kyōtoer Zoo. Direkt über dem Park liegt der Heian-Schrein, westlich davon die großen Tempel Higashiyamas.
Yoshida ist eine alte Bezeichnung für das ausgedehnte Gebiet um den Yoshida-Campus der Universität Kyōto und den Yoshida-Schrein. Es liegt östlich des Kamogawa. Mit dem Yoshida-Berg befindet sich hier auch ein beliebtes Erholungsgebiet.
Okazaki-Park (google maps)
Yoshidayama (google maps)



Universität Kyōto (Kyōto Daigaku, 京都大学)
Die ehemals kaiserliche Universität Kyōto ist nach der Universität Tōkyō die prestigeträchtigste staatliche Hochschule. Gegründet wurde sie im Jahr 1897, ihr Kurzname lautet Kyōdai. Im politischen Spektrum gilt sie als eher links einzuordnen.



Gidō Magami
 真神巍堂 (eigtl. Ninkō 仁宏), geb. 1954, ist ein Kyōtoer Kalligraph, Lehrer und Mönch. Er steht dem Shōden-Eigen-In 正伝永源院, einem Untertempel des Kenninji, vor. Links: Einsendung zur 41. Japanischen Ausstellung für Bildende Künste (Nitten) 2009.



Gemeint sind die großen Papierbahnen des Werks "Crowd".
„Crowd“ Transgenre
Shinpūkan, Kyōto 2005



Huang Tingjian (jp. Kō Teiken, 黄庭堅) lebte von 1045-1105, zur Zeit der Song-Dynastie. Huang ist berühmt für seine Konzeptschrift. Zu seinen bekanntesten Werke zählt das „Huángzhōu-hánshíshìjuàn“ (jp. Kōshū-Kanjiki-Shikan, 黄州寒食詩巻, die Kalligraphie eines Gedichts.
Links: Ein Ausschnitt aus dem Werk.


Als Chōwatai (jp. 調和体, Harmoniestil) bezeichnet man die Wiedergabe von Kanji und Kana im gleichen Werk. Die Verwendung von Kanji und Kana nebeneinander (jp. 漢字かな交り,„Kanji-Kana-Gemischtschreibung“) ist der Standard bei der schriftlichen Wiedergabe des Japanischen in der Gegenwart. Einzug in die Kalligraphie fand dieser Stil denn auch im 20. Jhdt. Dabei lassen sich verschiedene Herangehensweisen betrachten: Entweder nähert man die Form der Kana stärker den Kanji an, oder umgekehrt. Chōwatai ist die dritte Großkategorie neben Werken, die nur Kanji bzw. nur Kana verwenden.


Das Makura-no-Sōshi (jp 枕草子, das „Kopfkissenbuch“) ist das Tagebuch der Hofdame Sei-Shōnagon, entstanden um das Jahr 1000. Darin finden sich Beobachtung des höfischen Alltags. Es gilt als einer der Klassiker heianzeitlicher Literatur.


Das Hōjōki (jp 方丈記, „Aufzeichnungen aus meiner Hütte“) wurde von Kamo-no-Chōmei, einem japanischen Dichter der Kamakura-Zeit, zu Beginn des 13. Jhdts. verfasst. Es gilt als einer der Höhepunkte des japanischen Essays („Miszellenliteratur“), und erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit. Dieses Phänomen wird häufig als „Hōjōki-Boom“ bezeichnet.


Shodō und Shohō (書道, der „Weg des Schreibens“; 書法, die „Methode des Schreibens“) sind die jeweiligen Begriffe für Kalligraphie in Japan bzw. China. Allerdings existieren daneben in den jeweiligen Sprachen noch mehrere andere Begriffe (so im Japanischen die Begriffe 習字 oder 書, bzw das historische, heute kaum mehr gebräuchliche 手習い oder 手). Der Begriff „Shodō“ ist v.a. seit dem ausgehenden 19. Jhdt. populär geworden. Die spirituelle Komponente des „Wegs“ wird häufig als ein Element besonderer Japanizität gesehen (s. etwa auch den „Weg des Kriegers“ usw).


Eremiten (jp. 仙人 Sennin, chin. 仙 Xiān, als Gegenstück zum westlichen Eremiten oft Inja 隠者) in Ostasien begeben sich (wie in Europa) zunächst aus religiösen Motiven in die Einsiedelei. Im Daoismus werden ihnen magische Fähigkeiten wie die des Fliegens nachgesagt. Später erscheinen auch buddhistische Einsiedler oder Beamte, die, von den politischen Verhältnissen enttäuscht, ein Leben in Abgeschiedenheit wählen, um sich der Dichtung oder anderen Künsten zu widmen.


Die ersten Sätze der Klassiker (jp 冒頭, bōtō) werden im Literaturunterricht an der Schule oft zum Auswendiglernen aufgegeben. Das hat seinen Grund auch darin, dass im Falle vieler Werke die Grundzüge der Erzählung oder der Thematik erfasst sind (vgl etwa das „Taketori-monogatari“ oder das „Heike-monogatari“)



Shunchen Chen (jp. Chin Shunjin, 陳舜臣) (1924-2015) war ein japanischer Autor historischer Romane und Krimis. Er veröffentlichte außerdem mehrere Übersetzungen aus dem Chinesischen und Englischen. Chens Familie kam aus Taiwan nach Japan. Zu seinen bekanntesten Werken gehören seine „Geschichte Chinas“ oder „Der Taiping-Aufstand“ (jp. 天平天国).
Links: Shunchen und Shiba bei der Verleihung des Naoki-Preises an Shunchen.



Ryōtarō Shiba (jp 司馬遼太郎, eigtl Fukuda Teiichi 福田定一) (1923-1996) war ein japanischer Autor historischer Romane. Berühmt ist er vor allem für sein Epos um den Samurai Ryōma Sakamoto, Ryōma ga yuku (jp 龍馬がゆく). Shiba war auch bekannt für seine akribische Recherche, in deren Verlauf er große Mengen an Quellen für seine Arbeit sammelte. Davon legt seine Bibliothek, die im Shiba-Ryōtarō-Gedenkmuseum zu sehen ist, heute noch Zeugnis ab.
Links: Die Bibliothek im Gedenkmuseum, entworfen von Tadao Andō.


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