Mittwoch, 4. März 2015

Interview mit Frau Hina Takagi


Hina Takagi



geboren in der Präfektur Toyama
Mitglied der Kalligraphie-Gesellschaft der Mainichi-Zeitung
Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Hokushin Kalligraphie-Vereins
1996 Gewinnerin des Preises der Kalligraphie-Ausstellung der Mainichi-Zeitung
2008 Ausstellung eigener Werke bei der Olympiade in Peking





F: Aus welchem Teil Japans kommen Sie?

T: Ich komme aus Toyama .

F: Was gefällt Ihnen dort besonders gut?

T: Die reiche Natur. Das Meer und die Berge sind in der Nähe, der Fisch schmeckt gut. Weil sich das flache Land weit ausdehnt, sind die Häuser groß.

F: Was war der Anlass für Ihren Umzug nach Kyōto?

T: Meine kleine Schwester ging auf die Frauenuniverstität der Dōshisha , und nachdem ich sie dort viele Male besucht hatte, kam in mir der Wunsch auf, in Kyōto, das ich schon immer gern hatte, zu leben. Weil ich dachte, dass das Image Kyōtos sehr gut zur Beschäftigung mit der Kalligraphie, der japanischen Kultur, passt, und weil es mein Traum war, hier eine Kalligraphieschule zu betreiben, bin ich hierher gezogen.

F: Was gefällt Ihnen an Kyōto besonders gut?

T: Kyōto, das sind die alten Straßenzüge, und natürlich die vielen hervorragenden kalligraphischen Werke der Vergangenheit, die schönen Gebäude, und auch, dass es viele Leute gibt, die einen Kimono tragen, es gibt also viel zu entdecken. 

F: Was wollten Sie als Kind werden?

T: Mein Vater ist zwar Kalligraph, aber als Kind wollte ich nicht Kalligraphin werden. Damals dachte ich, dass ich einfach heirate, Kinder großziehe und Hausfrau werde. 

F: Wann verspürten Sie zum ersten Mal den Wunsch, die Kalligraphie zu Ihrem Beruf zu machen?

T: Nachdem ich meinen Abschluss an einer Kurzuniversität in Tōkyō gemacht hatte, ging ich nach Toyama zurück, und weil ich noch nicht wusste, was ich jetzt machen sollte, assistierte ich in der Kalligraphieschule meines Vaters.
Zu dieser Zeit dachte ich noch nicht daran, als Kalligraphie-Lehrerin zu arbeiten, aber als ich assistierte merkte ich mir verschiedene Techniken. Danach heiratete ich dann und bekam drei Kinder. Während dieser Zeit überlegte ich, was ich wirklich machen will, denn die Kinder sind ja schnell wieder aus dem Haus, und so kam ich zurück zur Kalligraphie. Ich erwarb zunächst die Qualifikation eines Shihan . Dann wurde ich von einer Mutter eines Freundes meiner Kinder gefragt, ob ich ihr Kind, das gerade vom Kindergarten in die Grundschule kam, nicht in Kalligraphie unterrichten könnte. Damit hat es dann angefangen, dass immer mehr Schüler kamen. Am Anfang waren wir etwa zu fünft, und nach einigen Jahren dann fünfzig. (lacht)
Schließlich kamen alle Kinder des Ortes, und die Kalligraphie wurde dann zu meinem Beruf, ganz natürlich war meine Schule gewachsen.

F: Wer hat Sie in Ihrem Stil stark beeinflusst?

T: Natürlich mein Vater. Irgendwie habe ich zwar immer rebelliert, aber ohne es zu merken war in meinem Hinterkopf stets die Kalligraphie meines Vaters präsent, und ich glaube, ich versuchte mich ihm anzunähern.

F: Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?

T:  Mein Vater kommt kommt aus der Richtung der traditionellen Kanji. Er ging immer wieder nach China, schon bevor der diplomatische Kontakt wieder aufgenommen wurde. Er verkehrte schon immer mit den Kalligraphen Chinas, des Mutterlandes der Kanji, und das hat ihn auf jeden Fall stark beeinflusst. Er liebt die Kanji, und auch mir wurde seit ich klein bin immer gesagt, dass ich sie sorgfältig lernen soll. Während man im Shūji die Grundlagen macht, mischt man bei der originellen Kreation dann ein wenig japanische Technik bei. Tusche kann man konzentriert oder mit Wasser verdünnt benutzen. Mein Vater benutzt in seinen Werken recht häufig diese verdünnte Tusche . Das ist ein Stil, den es in China so nicht gibt, und die Chinesen scheinen das exotisch zu finden.

F: Besteht dieser Austausch mit chinesischen Kalligraphen weiter fort?

T: Ja. Ich war bis vor kurzem zusammen mit ihm in Shanghai. Für Herrn Hán Tiān-Héng wird vom chinesischen Staat in Shanghai gerade ein eigenes Museum errichtet, ein sehr großes, und er wird so etwas wie dessen Besitzer. Deshalb gab es dann das Angebot, da etwas zu machen. Ich habe mir das gemeinsam mit meinem Vater angesehen, und auch die klassischen Werke hervorragender Meister der Vergangenheit im Shanghai Museum . Das war sehr lehrreich. 

F: Wie erreichen Sie einen neuen kalligraphischen Ausdruck, der die Tradition mit einbezieht?

T: Ich versuche durch das Kopieren der grundlegenden, berühmten Werke einen eigenen kalligraphischen Stil zu erreichen, auch wenn ich noch sehr unreif bin und noch viel zu lernen habe. Die jungen Leute werden heute oft nicht mehr in der Schönschrift unterrichtet, und entfernen sich immer mehr von der Kalligraphie. Ich möchte helfen, auch diesen jungen Leuten die Kalligraphie nahezubringen, und versuche einen eigenen Ausdruck zu erreichen durch das Studium des Designs, der künstlerischen Möglichkeiten des Pinsels.

F: Welcher Klassiker der Kalligraphie gefällt Ihnen besonders gut?

T: Weil ich ursprünglich die Regelschrift ordentlich schreiben können wollte, gefällt mir zum Beispiel des Jiǔchénggōng-Lǐquán-Míng . Und natürlich die herrliche Kursiv- und Konzept-Schrift von Wang Xi-Zhi. Ich habe auch bei einem Kalligraphen in Kansai eine kurze Weile Kana gelernt, nicht von meinem Vater. Von Herrn Kenichi Kuroda . Von diesem Lehrer lernte ich viel, und ich möchte auch ganz unterschiedliche Genres unterrichten, aber alles wäre doch zu breit gefächert, die kalligraphischen Techniken sind schließlich ganz unterschiedlich.

F: Auf welche Klassiker gründen Sie Ihr kalligraphisches Schaffen?

T: Auf Kursiv- und Konzeptschrift, ich möchte weiche Zeichen mit einem festen Kern schreiben. Ich möchte meine Werke in Kursiv- und Konzept-Schrift schaffen. 

F: Was macht ein hervorragendes Werk Ihrer Meinung nach aus?

T: Am Ende kommt es vielleicht ganz auf den Charakter der Person an. Man sagt ja auch, dass in der Kalligraphie der Charakter einer Person hervortritt, mehr als in anderen Künsten,.

F: Welche Rolle spielt die Bedeutung der Zeichen in Ihrem Werk?

T: Weil ich glaube, dass die Zeichen von alters her in ihrer Entstehung durch ihre Bedeutung geprägt sind, versuche ich den Ausdruck in meinen Werken auf die Bedeutung zu stützten, die die Zeichen besitzen, und auch meine eigenen Gefühle gegenüber dem Zeichen hineinzulegen.

F: Wie würden Sie Ihre Verbindung mit Kyōto beschreiben?

T: Erst dachte ich mir schon: „Da bist du doch jetzt tatsächlich an einen Ort gezogen, an dem du weder Bekannte noch Freunde hast, einfach so von einen Tag auf den anderen.“ Aber nach und nach lernte ich dann Leute kenne, die in meine Schule kamen, und es gab viele freundschaftliche Verbindungen. Und besonders die Leute von der Dōsihsha hängen ja sehr eng zusammen. Übrigens ist das Stockwerk über meiner Schule ein Büro für Webdesign, und die haben meine Kalligraphien für mich digital bearbeitet, oder auch zu Logos gemacht. Wir haben eine sehr angenehme professionelle Beziehung. Einer der Mitarbeiter ist von der Dōshisha, aus dem Rugby-Club. Der Rugby-Club ist wirklich stark vernetzt. 
Ist man in Kyōto einmal mit einer Person gut befreundet, findet man schnell viele Bekannte. Ich war wirklich so eine Art Fremder, aber alle sind so nett, und wir haben viel Spaß bei der gemeinsamen Arbeit. Das hat sich dann weiter ausgedehnt, und jetzt habe ich auch gute Bekannte, die etwa Priester von hiesigen Tempeln sind oder Geikos in Gion . Ich bin auch bereits im Radio aufgetreten mit der Jazz-Sängerin Makoto . Sie tritt jeden Monat in einem Café in einem Machiya auf, dem Salon de Shinmonzen . Ich wurde eingeladen, dort eine Ausstellung zu machen, im Oktober sollte das eigentlich stattfinden. Aber dann hat es in meiner Schule gebrannt, und deshalb gebe ich jetzt vorübergehend bei mir zu Hause Unterricht. Ich bin wirklich glücklich, dass mir eingeborene Kyōtoer die Kultur Kyōtos zeigen, dass ich mir Geschichten von Maikos und Geikos anhören durfte.

F: Was macht einen guten Kalligraphen für Sie aus? 

T: Einen guten Kalligraphen? Ich würde mich selbst zwar noch nicht so bezeichnen, aber ich würde sagen, viel Wissen über die Kalligraphie. Dazu aus verschiedenen Bücher, die nichts mit Kalligraphie zu tun haben, zu lernen, sich selbst zu bilden. Wenn man das nicht macht, kommt es irgendwann zum Vorschein. Wenn man in der Position eines Unterrichtenden ist, muss man sich auch persönlich bilden.

F: Wie würden Sie Ihre pädagogische Methode beschreiben?

T: Die ein, zwei Stunden des Unterrichts sollen auch ein Ort der Entspannung, der Kräftigung sein. Das Kalligraphieren ist schon auch wichtig, aber ich bringe dann Tee und Süßigkeiten, und manchmal plaudern wir auch gemütlich währenddessen. Außerhalb des Unterrichts gehen wir auch gemeinsam essen oder trinken. Ich habe das schon immer so gehalten.

F: Wie bewerten Sie die Werke Ihrer Schüler? 

T: Wir haben für jeden Monat ein Thema. Wenn ich ein Werk bewerte, kommt es zuerst auf die Stärke der Linie an, und natürlich die Form und die Balance. Am besten ist es, wenn es einem unter den aufgereihten Kalligraphien direkt ins Auge springt. Auch wenn ich es mir später immer wieder ansehe, geht der Blick doch immer wieder zur ersten Inspiration. Es gibt eine Intuition für die Qualität eines Werks. 

F: Glauben Sie, dass sich die Kalligraphen in Pädagogen und Künstler unterteilen?

T: Ja. Mein Großvater war wirklich ein Pädagoge, er war Direktor einer Grundschule. Mein Vater ist dann eher der Künstlerische, ein echter Kalligraph. Ich habe also schon beides gesehen. 
Mein Vater hat aber auch Schüler, er unterrichtet auch. 
Ich denke allerdings, dass es Leute gibt, die sich nur mit dem künstlerischen Schaffen befassen. 
Aber ganz offen gesagt betreibt man ja eine Schule um ein Auskommen zu haben, das ist auch bei mir so. Es wäre vielleicht am besten, nur vom Verkauf der eigenen Werke leben zu können. Aber die Zeiten sind schwierig.

F: Was denken Sie über die Stellung der Kalligraphie im heutigen Japan?

T: In der Kalligraphie ist es eher so, dass die Kalligraphen sich in der Szene auskennen, aber Außenstehenden selbst berühmte Kalligraphen oft unbekannt sind. Natürlich informieren sich Interessierte über das Feld der Kalligraphie, aber aus der Sicht des Normalbürgers ist die Kalligraphie doch oft eine überraschend unbedeutende Szene unter den Künsten. Jedenfalls habe ich schon seit langer Zeit dieses Gefühl. 

F: Was denken Sie über die Zukunft der Kalligraphie?

T: Ich war ja vor kurzem in China. Politisch mag es Probleme mit verschiedenen Ländern geben, aber die Kalligraphie verbindet die Länder. China ist das Ursprungsland der Kalligraphie, und für Kalligraphen ist es das Ursprungsland der Kanji. Ich wünsche mir, dass die Kalligraphie eine Kunst ist, die ein gutes Verhältnis zu China befördert und dadurch freundschaftliche Beziehungen schafft.

F: Glauben Sie, dass die Kalligraphie diese Aufgabe erfüllen kann?

T: Ja, das glaube ich. Ich fände es schön, wenn die Kalligraphie als japanische Kultur das Interesse von Menschen auf der ganzen Welt erhielte, wenn ich als Japanerin diese Faszination vermitteln könnte. Wenn diese Kultur, die einmal eine Asien gemeinsame war, die in den unterschiedlichen Ländern in unterschiedlicher Form fortbesteht, wieder zusammenfände, und das zu einer Bereicherung für alle führte. Und vielleicht keimt dann so etwas wie Freundschaft zwischen den Kalligraphen.

F: Zum Schluss würde ich Ihnen gerne einige persönlich Fragen stellen. Haben Sie ein Lieblingsbuch, einen Lieblingsfilm, ein Lieblingsstück?

T: In letzter Zeit lese ich Byakuren Yanagiwara . Im Fernsehen schau ich mir gerne Hanako und Anne an, das jetzt gerade Pause macht. 
Dann ist da noch Akiko Yosano . Ich habe mich noch nicht so sehr mit ihr beschäftigt, aber ich lese viel Literatur über Frauen, darüber, wie sie in ihrer Zeit lebten, und lerne daraus, was mir lehrreich scheint, über die eigene Lebensweise als Frau zum Beispiel. 
Was die Kalligraphen angeht, beschäftige ich mich im Moment mit Chōkō Shinoda , sie wird jetzt bereits hundert Jahre alt und ist immer noch fit, sie schreibt noch Bücher. Ich habe sie einmal bei einer Ausstellung getroffen, und ich fand sie sehr cool. (lacht) 
Sie ist vor sechzig Jahren in einem propellergetriebenen Flugzeug von Japan nach Amerika geflogen. Sie war die einzige Frau in den Flugzeug. Damals knüpfte sie Kontakte zu den Künstlern auf der anderen Seite, und schuf ihren eigenen Stil, sie nennt es zwar selbst nicht so, aber so etwas wie Design-Kalligraphie. Diese Werke verkauften sich zu unglaublichen Preisen, und es gibt überall auf der Welt Sammler ihrer Kalligraphie. Das würde mir auch gefallen. (lacht) Aber davon kann ich nur träumen.
Dass die japanischen Frauen damals Werke schufen, die auch international Anerkennung fanden, finde ich toll. Es ist doch wunderbar, mit einer Linie in Tusche die Gefühle bewegen zu können. 

F: Was sind Ihre Hobbys?

T: Ich fahre mit dem Auto spazieren, und ich singe Karaoke. Ich lese gerne, schaue Videos und DVDs. Früher bin ich außerdem zum Unterricht in Kadō und Sadō gegangen. Aber in letzter Zeit habe ich dazu keine Zeit mehr. 

F: Was machen Ihre Kinder heute? 

T: Mein Ältester hat eine Firma in Vietnam gegründet. Er hat auch schon Kinder. Er ist jetzt 29.
Meine Tochter ist in Tōkyō als Kindergärtnerin. Und mein jüngster Sohn arbeitet in der Verwaltung einer Leiharbeitsfirma. Jinzaihaken??


F: Vielen Dank für das Gespräch.

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Toyama ist die Hauptstadt der Präfektur Toyama. Die Einwohnerzahl beträgt etwa 400.000. Die Präfektur Toyama gilt in Japan als eher ländliche Region.
Lage der Präfektur Toyama (google maps)


Die Frauenuniversität der Dōshisha (jp. 同志社女子大学, engl. Dōshisha Women´s College of Liberal Arts) geht auf die Gründung einer Mädchenschule an der Dōshisha-Universität im Jahr 1876 zurück. Der Campus der Universität liegt direkt neben dem Imadegawa-Campus der koedukativen Dōshisha-Universität. Offizielle Website


Die Kurzuniversität (jp. 短期大学) ist eine japanische Hochschulform. Im Gegensatz zur auf 4 Jahre ausgelegten Ausbildung an einer Universität umfasst die Ausbildung nur 2 oder 3 Jahre. Als Ziel dieser Schulform wird eine stärker berufsorientierte Ausbildung angegeben. Über 80% der Studenten sind Frauen. Im Jahr 2013 existierten in Japan 353 Kurzuniversitäten. Der Trend aber geht zur Universität, und diese Einrichtungen wandeln sich seit den 90ern häufig zu vollwertigen privaten Universitäten um.
Statistik des Kultusministeriums zu Kurzuniversitäten


Als Shihan (師範) wird in der Kalligraphie der Rang eines Lehrers oder Meisters bezeichnet. Damit ist man zum eigenständigen Unterrichten qualifiziert. Vergeben wird diese Qualifikation allerdings nicht von einer zentralen Einrichtung, sondern von den einzelnen Kalligraphie-Vereinen ohne einen gemeinsam festgelegten Standard. Neben der Kalligraphie ist diese Bezeichnung übrigens auch in japanischen Kampfsportarten geläufig.


Der diplomatische Kontakt zwischen China und Japan blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück. Vom Altertum bis ins 19. Jhdt. herrschte ein reger Kontakt zwischen den beiden Ländern. Durch die japanische Aggression Ende des 19. Jhdts. verschlechterten sich die Beziehungen und brachen schließlich bei Ausbruch des Krieges ab. Nach dem zweiten Weltkrieg und der kommunistischen Machtübernahme in China existierten keine diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
Erst der Annäherungspolitik unter Nixon, der China 1972 besuchte, bereitete den Boden für eine Annäherung. Nach dem Besuch einer japanischen Delegation 1972 und einer gemeinsamen Erklärung erfolgte schließlich 1978 der Abschluss eines Freundschaftsvertrags und die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Im selben Jahr vereinbarten auch die Vereinigten Staaten und die Volksrepublik China die Aufnahme diplomatischer Beziehungen.


Die Farbe der Tusche ist nicht nur Schwarz. Die Farbe der Tusche selbst kann z.B. ins bläuliche gehen, was etwa bei der Verwendung von Ruß aus Kiefernholz vorkommt. Wie in der Tuschemalerei wird außerdem die Konzentration der Tusche durch das Beimischen von Wasser verändert. Dadurch entsteht ein helleres Grau, das in der Tuschemalerei etwa der Rinpa-Schule zur Schattierung gebraucht wurde. In der Kalligraphie bezeichnet man diese verdünnte Tusche als "Usuzumi" (薄墨). Durch das Verlaufen des Wassers auf dem Papier entstehen die unscharfen Außenlinien der Zeichen, die diesen Stil kennzeichnen.
Links: "Tabun" (多聞), Kalligraphie von Suikoku Yamanaka, ausgeführt mit verdünnter Tusche.



Hán Tiān-Héng (韓天衡 bzw. 韩天衡, jap. Tenshō Kan) (geboren 1940) ist ein vielfach ausgezeichneter chinesischer Künstler und Kunstsammler. Hans Spezialität sind Siegelgravuren, doch er betätigt sich auch in vielen anderen Feldern traditioneller chinesischer Kunst. Seine große Sammlung chinesischer Kunst reicht bis in die Tang-Dynastie zurück. 2013 wurde das Han-Tianheng-Museum eröffnet, das diese Kunstschätze der Öffentlichkeit zugänglich macht.
Reportage über Han in der ShanghaiDaily
Offizielle Website des Han-Tianheng-Museum in Shanghai



Das Shanghai Museum besitzt eine der bedeutendsten und umfangreichsten Sammlungen chinesischer Kunst von ihren Anfängen bis in die Moderne. In der Sammlung altchinesischer Bronzegegenstände finden sich auch mehrere Objekte mit kalligraphiegeschichtlich wertvollen Gravuren.
Offizielle Website



Das Jjiǔchénggōng-Lǐquán-Míng (jp. Kyūseikyū-Reisen-Mei 九成宮醴泉銘), die „Inschrift an der süßen Quelle im Kyūsei-Palast“ von Ōuyáng Xún (jp. Ooyō Jun, 欧陽詢), ist einer der großen Klassiker der Regelschrift. Der Stil des Werkes hat die Regelschrift der Gegenwart in vieler Hinsicht geprägt. Das Werk entstand im 7. Jhdt. n.Chr., in der Tang-Zeit, einer Blütezeit chinesischer Kultur.
Links: Ein Ausschnitt aus dem Werk.



Wang Xi-Zhi 王羲之,jap. Oo Gishi, 303-361 n.Chr., war ein chinesischer Kalligraph, Gelehrter und Politiker. Wang Xi-Zhi wird von vielen als der bedeutendste und einflussreichste Kalligraph aller Zeiten beschrieben. Zahlreich seiner Werke (etwa das "Vorwort zum Orchideenpavillon" (欄亭序) oder das "Sōranjō", die Kopie eines Briefes Wangs (喪乱帳) gelten als unsterbliche Klassiker. Die Werke dieses großen Kalligraphen sind uns leider nur durch Kopien überliefert, Originale sind nicht erhalten."<



Die Region Kansai (auch als Kinki bezeichnet) liegt im Osten Japans, und umfasst mit dem Großraum Osaka die nach Tōkyō zweitgrößte urbane Agglomeration des Landes.
Die Region ist bekannt für die zahlreichen alten Kulturdenkmäler in Kyōto und Nara. Hier lag des Kerngebiet des japanischen Staates im Altertum. Auch spricht man einen von der Standardsprache verschiedenen, sog. Kansai-Dialekt (mit lokalen Variationen in Osaka, Kyōto und Nara).



Kanji - Kana
Die Kanji, chinesische Schriftzeichen, sind die Eltern der Kana-Lautschrift, die sich aus extrem verkürzten Varianten der Konzeptschrift entwickelte. In der japanischen Kalligraphie stellen diese beiden Genres die gröbste Unterteilung dar. Die Mischform (Chōwatai) spiegelt das geschrieben Japanisch der Gegenwart wieder, in dem Kanji und Kana nebeneinander genutzt werden. Sie stellt die dritte große Kategorie dar.


Kenichi Kuroda (jp. 黒田賢一) (geb. 1947) ist ein berühmter Kana-Kalligraph. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen gewann er mehrfach den Preis der Japanischen Ausstellung für Bildende Künste (Nitten), zu deren Juroren er seit 2004 gehört. Berühmt ist er für seine modern anmutenden Kana-Kalligraphien in großem Format. Links: Einsendung zur 30. Yomiuri-Ausstellung für Kalligraphie (読売書法展) im Jahr 2013.




Geiko (芸子) nennt man in Kyōto eine Geisha, eine japanische Unterhalterin. Traditionell ist das Kyōtoer Stadtviertel Gion (祇園) in Higashiyama mit den prächtig geschmückten Damen assoziiert. In diesem Ausgehviertel bemühte man sich um die Bewahrung der Kyōtoer Altstadt, was es heute zu einem der touristischen Anziehungspunkte der Stadt macht.
Links: historische Photographie einer Geisha, Shinbashi-Straße in Gion.
Lage von (Süd)Gion (google maps)



Am Nordrand Gions verläuft die Shin-Monzen-Straße, wo es viele Kunsthändler gibt. Auch der Kunstsalon „Salon de Shinmonzen“ findet sich hier, in dem Frau Takagi ihre Performance in Zusammenarbeit mit Makoto präsentierte. Makoto ist eine ehemalige Geisha und Jazzsängerin, die in Kyōto regelmäßig live auftritt.
Offizieller Blog Makotos
Die Shin-Monzen-Straße (google maps)


Machiya sind traditionelle Kyōtoer Stadthäuser. Das Gebäude ist zweistöckig, wobei der zweite Stock sehr nieder ist. Die Fenster im ersten Geschoss sind mit Gittern versehen, dem unteren Teil der Außenwand sind ebenfalls Holzgitter vorgelagert. Dieser Gebäudetypus prägte das Kyōtoer Stadtbild bis in die Nachkriegsjahre, als durch den Wirtschaftsboom zahlreiche sog. "Mansions" entstanden, die das historische Stadtbild zerstörten.



Byakuren Yanagiwara (jp. 柳原白蓮) (1885-1967) war eine japanische Dichterin. Berühmt ist sie für die selbstbestimmte Trennung von ihrem Ehemann und ihrer Heirat mit Ryūsuke Miyazaki. Sie veröffentlichte mehrere Gedichtsammlungen, darunter „Fumie“ von 1915.



Hanako und Anne (jp. Hanako to An, 花子とアン) ist eine japanische Fernsehserie aus dem Jahr 2014. Die Geschichte dreht sich um das Leben Hanako Okamuras, der Übersetzung der Erzählungen „Anne of Green Gables“ (dt. „Anne auf Green Gables“) der kanadischen Autorin Lucy Montgomery.



Akiko Yosano (jp. 与謝野晶子) (1878-1942) war eine japanische Dichterin und Schriftstellerin. Yosano kommentierte häufig auch politische Ereignisse, sowohl in ihrer Dichtung als auch in Essays in verschiedenen Zeitschriften. Dabei bezog sie feministische Positionen, was ihr im damaligen Japan immer wieder Kritik eintrug.



Tōkō Shinoda (jp. 篠田桃紅), eigentlich Manshūko (満州子) (geboren 1913) ist eine japanische Künstlerin. Ihre kalligraphischen Kenntnisse erwarb sie sich vor allem autodidaktisch. Nachdem sie in den fünfziger Jahren mit der japanischen Avantgarde in der Kalligraphie in Kontakt gekommen war, reiste sie 1956 nach New York. Dort erlangten ihre Werke große Beliebtheit, begünstigt durch die damalige Beliebtheit abstrakter Kunst.
Links: „Persönliche Aufzeichnung“ (私記), 1988
Shinoda gewidmete Ausstellung in der Präfektur Gifu



Kadō und Sadō (jp. 華道 bzw. 茶道) sind die traditionellen Künste des Blumensteckens (auch als Ikebana bekannt) bzw der Teezeremonie. Sowohl Blumengestecke als auch Kalligraphie dienen bei der Teezeremonie zur Dekoration, in ihr berühren sich diese drei Künste.


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