Mittwoch, 25. Februar 2015

Interview mit Herrn Daisuke Nishimura

Interview mit Herrn Daisuke Nishimura
Daisuke Nishimura


geboren am 13.09.1974 in Kyōto
Lehrer an der Ooki High School und Betreuer des dortigen Kalligraphie-Klubs
Mitglied des Kalligraphievereins Kōhō-kai (興朋会)
Mitglied der Kalligraphiegesellschaft der Japanischen Ausstellung für Bildende Künste, Juror des Nihon-Shogei-in (des Japanischen Verbandes für Kalligraphie), Vorstandsmitglied des Kalligraphievereins der Yomiuri-Zeitung
Zweiter Preis unter allen Einsendungen bei der Kalligraphieausstellung der Yomiuri-Zeitung 2014





Victor Fink: Aus welchem Teil Japans kommen Sie?

Daisuke Nishimura: Ich komme aus Kyōto, aus Iwakura . Das ist im Nordosten Kyōtos.

F: Wie würden Sie Ihre Verbindung zu Kyōto beschreiben?

N: Bis ich anfing zu arbeiten, habe ich Kyōto niemals verlassen. Daher habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, was gut sei an dieser Stadt.  Mit 26 nahm ich eine Arbeit in Wakayama auf und sah so Kyōto aus der Außenperspektive. Mir wurde wieder bewusst, was es für ein herrlicher Ort ist. Vor allem die Kultur, die Natur, das Denken, in dem die alte Tradition fortlebt, das Handwerk, dieses vielfältige Erbe. Ich erinnere mich daran, wie ich dachte: Alle diese Dinge kann man der Welt stolz vorzeigen.

F: Welche Orte in Kyōto gefallen Ihnen besonders gut?

N: Was das Kulturerbe hier angeht, Tempel und Schreine hier in der Innenstadt, gefällt mir der Shimogamo-Schrein . Den Yasaka-Schrein mag ich auch. Bei den Tempeln wären es der Kenninji und der Kiyomizu-dera
Und was die Natur angeht: die Berge, die Kyōto auf allen vier Seiten einschließen, sind faszinierend. Im Norden der Kurama , im Osten der Hiei , im Westen der Atago und der Ogura . Jeder ist auf seine Weise einnehmend.

F: Wohnen Sie im Moment in Kyōto?

N: Momentan wohne ich nicht in Iwakura, wo ich aufgewachsen bin, sondern im Osten Kyōtos, im Distrikt Yamashina

F:Haben Sie Familie?


N: Ich bin verheiratet. Ich und meine Frau haben keine Kinder, wir wohnen zu zweit.


F: Was sind Ihre Hobbys?

N: Ich mache gerne Auslandsreisen. Daneben besuche ich gerne Super-Sentō .

F: Wohin reisen Sie?

N: In letzter Zeit immer nach Europa, nach Italien. Ich liebe die italienischen Thermalbäder. Auch die deutschen Bäder gefallen mir.

F: Haben Sie ein Lieblingsbuch?

N: Ich mag die die Romane von Natsume Sōseki . Bei den Mangas wäre es One Piece (lacht). 

F: Wann haben Sie mit der Kalligraphie begonnen?

N: Mit 3 Jahren. Meine Großmutter kalligraphierte, und ehe ich mich’s versah, hatte ich auch schon einen Pinsel in der Hand.

F: Wie fanden Sie den Kallliraphieunterricht damals?

N: Normalerweise war meine Großmutter lieb und freundlich. Aber wenn es an den Unterricht ging, war sie sehr, sehr streng. Ich erinnere mich noch, wie ich weinend dasaß und schrieb.

F: Wann fassten Sie den Entschluss, Kalligraph zu werden?

N: Mit 18, als ich auf die Universität wechselte. Bis dahin war Kalligraphie für mich nur ein Hobby gewesen, das ich liebgewonnen hatte. Zu meinem Berufswunsch wurde dieses Hobby gegen Ende des zweiten Jahres an der Oberschule. Danach war mein Weg eine gerade Linie, bis zum heutigen Tag.

F: Waren Sie im Kalligraphieclub ihrer Oberschule?

N: Tatsächlich gab es an meiner Oberschule gar keinen Kalligraphieclub, und Kalligraphie als Fach existierte auch nicht. Ich war Autodidakt, und ging an eine andere Schule, um mir von dem Lehrer dort erklären zu lassen, was ich für die Aufnahmeprüfung an die Universität wissen und können musste.

F: Was war für Sie als Oberschüler das Faszinierende an der Kalligraphie?

N: Wenn ich so zurückdenke, verstand ich die Faszination echter Kalligraphie damals gar nicht. Von 80, 90% der Dinge wusste ich gar nichts. 
Aber mein Zuneigung zur Kalligraphie war echt, und ich hatte den starken Wunsch, das zu meinem späteren Beruf zu machen. Wenn ich so zurückdenke, muss ich sagen, dass ich die Tiefe echter Kalligraphie, die Bedeutung des Schönen, gar nicht kannte.

F: Was meinen Sie mit der „echter Kalligraphie“?

N: Kalligraphie bedeutet, die Klassiker zu verstehen, sie sich auf eigene Art und Weise anzueignen. * Ich dachte mir damals nur, dass ich ja ganz gut schreiben und meine Hand recht geschickt bewegen könne. Ich kann ja doch besser schreiben als andere, das war es so ungefähr.

F: Von wem wurden Sie als Kalligraph stark beeinflusst?

N: Von meinem jetzigen Lehrer, Herrn Gidō Magami . Ein Vorbild ist für mich Untei Akaba , unter den Klassikern ist es Wang Xi-Zhi
Von den Werken Wang Xi-Zhis gefällt mir besonders das Shūji-Shōgyō-Jo Unter den japanischen Werken wäre es das Tsugi-Shikishi , der Überlieferung nach geschrieben von Ki no Tsurayuki . Erst gestern war ich im Nationalmuseum in Kyōto, und habe das Tsugi-Shikishi im Original betrachtet. Es ist wirklich wunderschön.

F: Was macht die Faszination der klassischen Werken aus?

N: Die Schönheit der Zeichengestalt und der Komposition auf dem Papier. Und als drittes, das ist schwer in Worte zu fassen, so etwas wie der Rhythmus des Werks. Eine eigene Qualität, nicht sehr auffällig, aber in ihr liegt die ewige Faszination des Werkes. 
Die Faszination, niemals der Betrachtung überdrüssig zu werden, immer wieder neue Entdeckungen zu machen, viel lernen zu können.
Dieses Dritte ist nicht leicht in Worte zu fassen. Für mich ist es so etwas wie ewige Schönheit.

F: Welche Rolle spielen die Klassiker in Ihren Werken?

N: Habe ich mich einmal für ein Werk begeistert, bleibt es als unauslöschliches Bild zurück. In meinen eigenen Werken scheint das dann unbewusst wieder auf.
Das ist das eine. Betrachtet man die Werke anderer analytisch, überlegt man sich, wie dieser Künstler die Klassiker eigenständig, kreativ, in einen neuen Ausdruck überführt hat. Ich stelle mir diesen Prozess dann vor, und kann daraus lernen. Sich dafür zu begeistern, wie ein Kalligraph etwa Wang Xi-Zhis Stil zum Ausdruck bringt, zeigt mir als Kalligraph neue Dinge auf.

F: Wie würden Sie ihre Art des Unterrichts als Kalligraphie-Lehrer beschreiben?

N: Man muss sich immer nach dem Gegenüber richten. Nicht zu schwer und nicht zu einfach. Ich beobachte mein Gegenüber, schätze es ein, und gebe ihm dann eine Aufgabe, für die man sich ein bisschen anstrengen muss, sich ein bisschen strecken muss. So steigere ich dann langsam das Schwierigkeits-Level, nach und nach. 

F: Haben Sie mit Ihrem Kalligraphie-Club schon einmal eine Ausstellung veranstaltet?

N: Ja, erst vor kurzem auf dem Schulfest, diesen September. Wir haben eine Performance bei der Eröffnung gemacht und eine Ausstellung veranstaltet.

F: Wie waren die Reaktionen?

N: Sehr positiv. Wir haben viele Kommentare erhalten. Es hieß, das sei etwas Besonderes. Wenn man einen Schritt zurückträte, vermittle sich einem die Tiefe der Kalligraphie.  

F: Veranstalten Sie auch eigene Ausstellungen?

N: Ich möchte das unbedingt einmal machen, aber der Kalligraphie-Verein , zu dem ich im Moment gehöre, hat sehr strenge Regeln. Man soll nicht zu sehr auffallen, darum braucht man für so etwas eine Erlaubnis. Sonst wird der Nagel eingeschlagen.  

F: Zu welcher kalligraphischen Gesellschaft gehören Sie?

N: Ich gehören zu mehreren Vereinigungen, zu allererst zur Kōhō-kai , Die Kōhō-kai gehört wiederum zur Kalligraphie-Vereinigung der Mainichi-Zeitung .

F: Was macht für Sie eine gute Kalligraphie aus?

N: Zunächst, dass sich das Werk auf die Tradition gründet. Dann, dass es neu ist, nicht einfach nur etwas nachahmt. Und zuletzt, das Unveränderliche, Ewige, oder Natürliche. Etwas, das durch das Innere dieses Menschen natürlich zum Ausdruck kommt. Diese drei Punkte halte ich für wichtig.

F: Wie verhält sich das Material des Werks, die Schrift, zu seinem Inhalt?

N: Das ist eines der Themen, bei denen die Meinungen der Kalligraphen weit auseinander gehen. Für mich sind die Worte, der Inhalt, nichts weiter als ein Material. Wenn sich so die Balance für eine geordnete Gestalt ergibt, ist mir der Inhalt prinzipiell egal. Aber natürlich passen Inhalte wie Sterben oder Sexuelles nicht zu einer Ausstellung.

F: Wie denken Sie über Kalligraphie als Erzieher, was halten Sie von der Kalligraphie als ein Element der Erziehung?

N: Kalligraphie als künstlerischer Ausdruck und Kalligraphie als Erziehung fallen in unterschiedliche Kategorien. Als Erzieher halte ich mich an die vom Staat festgesetzten Regeln, ich mache alles im Rahmen des Lehrplanes.
Als Kalligraph besitzt man eine freie Welt, in der einen keiner stört. 
Also die beschränkte und die freie Welt. Aber der Kern der Kalligraphie, die ich vermitteln will, ist stets der gleiche.

F: Was denken Sie über kalligraphische Erziehung in den Grund- und Mittelschulen?

N: Ich denke, dass wir zusammen mit den Lehrern an Grund- und Mittelschulen viel lernen können. Tatsächlich ist es so, dass es Schönschreiben als Fach an Grund- und Mittelschulen gibt, aber die kalligraphische Technik (der Lehrer) ist natürlich nicht gut genug, es wird nicht effektiv unterrichtet.

F: Welche Stellung nimmt die Kalligraphie im modernen Japan ein?

N: Das kommt auf den Gegenüber an. In der Welt ist die Kalligraphie eine einzigartige Kunstform, die es so nur in Japan gibt. Ich China und Korea gibt es sie auch, Kalligraphie mit ideographischen Schriftzeichen, als ostasiatische Kultur. Aber die Kalligraphie, wie wir sie betreiben, ist eine Kunst, die es nur in Japan gibt. Eine Kunst, der wir uns in der Welt rühmen können.
Im Land hat sie sich allerdings etwas von der Gesellschaft entfernt. Für die Gesellschaft, für einen Laien,  ist das eine komplizierte Welt, auch wenn Teile davon in vereinfachter Form populär geworden sind.
Es mag sich widersprüchlich anhören, aber um sich zu entwickeln, während man die Klassiker tradiert, muss man in verschiedenster Art und Weise Verbindungen nach außen schaffen. Allerdings darf man die Essenz des Tradierten auf keinen Fall durch Kompromisse verleugnen.

F: Wie denken Sie über die Zukunft der Kalligraphie?

N: Ich weiß das natürlich nicht genau, aber ich denke, dass wenn es einfach so weitergeht, die Kalligraphie in zwei Formen fortbesteht: Als die verrückte Traditionskunst, die nur wenige Menschen betreiben, und als populäre, darüber hinaus auch kommerzielle Kalligraphie, für Geschäfts-Schilder oder die Gestaltung der Titelzeichen von Fernsehserien

Um echte Kalligraphie einer größeren Zahl von Menschen zugänglich zu machen, müssen sich die echten Kalligraphen aktiv einbringen. 

F: Vielen Dank für das Gespräch.


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▲ (Zurück) Iwakura (岩倉) ist ein Distrikt im Norden Kyōtos. Der Name leitet sich von der alten Vorstellung ab, die Götter lebten in den Bergen (auf gewaltigen Felsen). Iwakura schrieb man ursprünglich mit den Kanji 磐座. Diese bedeuteten etwa "auf den Felsen residieren". In demselben Stadtteil liegt auch das Kyōtoer Konferenzzentrum (国立京都国際会館). Lage Iwakuras (Google Maps)


Wakayama ist einePräfektur im Süden Kyōtos, die für ihre schöne Natur berühmt ist. Lage der Präfektur (Google Maps)  /   Offizielle Website der Präfektur



Der Shimogamo-Schrein (offiziell Kamo-Mioya-Jinja 賀茂御祖神社) befindet sich nördlich des Kyōtoer Kaiserpalastes. Der Schrein ist einer der ältesten Kyōtos und Japans.  Er ist Teil des Ensembles "Historisches Kyōto", das in das Unesco-Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Berühmt ist er für das Aoi-Matsuri, das dort und im Kamigamo-Schrein, seinem Gegenpart, stattfindet. 
Offizielle Website

Der Yasaka-Schrein befindet sich im Nordosten Kyōtos. Er wurde wohl im 7. Jahrhundert von einem koreanischen Einwanderer gegründet. Der Schrein war ursprünglich als Gion-Jinja bekannt, auch heute noch ist sein Spitzname "Gion-san". Dies rührt von der Verbindung des Schreins zu den Zeremonien anlässlich des Gion-Festes im Juli her. Der Schrein liegt direkt neben dem Maruyama-Park, der für seine Kirschblüten berühmt ist.
Offizielle Website



Der Kenninji befindet sich im Distrikt Higashiyama. Er wurde im Jahr 1202 begründet und gehört zur Rinzai-Schule, einer Schulrichtung des Zen. Der Tempel umfasst einen großen Komplex zahlreicherer kleinerer Nebentempel (jap. In
). Hier finden häufig Ausstellungen (Bonsai, Kalligraphie, Töpferei…) statt.
 
Der Kiyomizu-dera ist das Symbol Kyōtos schlechthin. Der Tempel gehört einer der alten Schulrichtung des japanischen Buddhismus, der Hossō-Sekte, an. Seinen Namen, Tempel des reinen Wassers, verdankt er einer Quelle auf dem Tempelgelände. Gegründet wurde er wohl im 8. Jhdt.n.Chr. Vor der Haupthalle bietet eine hölzerne Plattform mehr als 10 m über dem Erdboden einen beeindruckenden Anblick. Der Tempel ist jedes Jahr das Ziel zahlloser Touristen aus dem In- und Ausland. Offizielle Website


Der Kuramayama ist ein 584 Meter hoher Berg im Norden Kyōtos. Berühmt ist er für das Feuerfest von Kurama (jap. 鞍馬の火祭り) des Kurama-Schreins im Herbst, bei dem die Anwohner nachts mit riesigen Fackeln durch die Straßen ziehen. Vom Kurama-Schrein aus kann man über den Berg zum Kibune-Schrein auf der anderen Seite laufen.



Der Hiei-san befindet sich zwischen den Präfekturen Kyōto und Shiga. Er ist 838m hoch. Es existieren Seilbahnen auf beiden Seiten des Berges bis zur Spitze, von wo aus man den Biwa-See betrachten kann. Berühmt ist der Berg für den Enryakuji, einen Tempelkomplex, der sich dort befindet. 


Der Atago-yama ist ein 924m hoher Berg im Westen Kyōtos. Auf der anderen Bergseite befindet sich die Stadt Kameoka. Auf dem Berg befindet sich der Atago-Schrein. In der Nähe befindet sich ein buddhistischer Tempel, der Otaginenbutsuji. Die dort zu besichtigenden Statuen der Rakan (jap. 羅漢, urspr. Arhat, buddh. Heilige) sind sehr sehenswert. Lage des Atago (Google Maps)


Der Ogura-yama ist ein 295m hoher Berg im Westen Kyōtos. Er liegt etwas südlich des Atago. Auf dem Berg befindet sich eine Aussichtsplattform, von der aus man über die Stadt sehen kann.


Yamashina ist einer der 11 Distrikte Kyōtos. Der Distrikt liegt im sog. Yamashina-Becken südöstlich von Kyōto.Lage des Distrikts Yamashina (Google Maps)


Ein Sentō 銭湯 bezeichnet in Japan ein öffentliches Badehaus. Diese Badehäuser besitzen eine lange Tradition in Japan. Super-Sentō erschienen etwa in den achtziger Jahren. Diese Einrichtungen stellen eine luxuriösere Version der alten Badehäuser da, verfügen über verschiedene Becken, Saunas oder Service-Angebote. Damit bewegen sich die Super-Sentō irgendwo zwischen Badehaus und Onsen (den japanischen Thermalbädern). Super-Sentō unter dem Kyōto-Tower



Sōseki 
Natsume (1867-1916) war ein japanischer Schriftsteller. Sōseki ist eine der wichtigsten Figuren der modernen japanischen Literatur. Zahlreiche seiner Werke wurde ins Deutsche übersetzt: "Ich, der Kater"「吾輩は猫である」, "Der Tor aus Tokio"「坊ちゃん」, "Kokoro"「心」 u.a.





One Piece ist eine japanische Manga- und Animeserie. Das Thema sind die Abenteuer einer Piratencrew auf der Suche nach einem legendären Schatz. Zeichner und Autor der Serie ist Eiichirō Oda. One Piece ist die erfolgreichste Manga-Serie aller Zeiten mit mehr als 345 Mio. verkauften Exemplaren weltweit.



Gidō Magami
 真神巍堂 (eigtl. Ninkō 仁宏), geb. 1954, ist ein Kyōtoer Kalligraph, Lehrer und Mönch. Er steht dem Shōden-Eigen-In 正伝永源院, einem Untertempel des Kenninji, vor. Links: Einsendung zur 41. Japanischen Ausstellung für Bildende Künste (Nitten) 2009.



Untei Akaba
赤羽雲庭 (1912-1975) aus Tōkyō, ein Schüler Hanafusa Unzans. Akaba widmete sich v.a. dem Studium chinesischer Klassiker wie Wang Xi-Zhi, schrieb später aber auch unorthodoxere Kalligraphien, die sich Richtung Bokuseki bewegten. Außerdem war er ein bekannter Sammler von Kalligraphien und Schreibwerkzeugen.


Wang Xi-Zhi 王羲之,jap. Oo Gishi, 303-361 n.Chr., war ein chinesischer Kalligraph, Gelehrter und Politiker. Wang Xi-Zhi wird von vielen als der bedeutendste und einflussreichste Kalligraph aller Zeiten beschrieben. Zahlreich seiner Werke (etwa das "Vorwort zum Orchideenpavillon" (欄亭序) oder das "Sōranjō", die Kopie eines Briefes Wangs (喪乱帳) gelten als unsterbliche Klassiker. Die Werke dieses großen Kalligraphen sind uns leider nur durch Kopien überliefert, Originale sind nicht erhalten."<



Das Shūji-Shōgyō-Jo
集字聖教 (chin. jízì-shèngjiào-xù), auch 序集王聖教序, Vorwort zum Tripitaka der Tang-Zeit (einer Sammlung buddhistischer Sutren) ). Das "Vorwort" ist eine Sammlung von Zeichen aus Briefen und anderen Kalligraphien Wangs. Sie entstand etwa 300 Jahre nach seinem Tod, und avancierte zum klassischen Lehrbeispiel der Kursivschrift. Das Werk (in einer seiner zahlreichen Kopien) als Digitalisat in der Datenbank der Waseda-Universität




Das Tsugi-Shikishi 継色紙 ist eines der drei berühmten Shikishi der Heian-Zeit (die beiden anderen sind das "Masu-Shikishi" 升色紙 und das "Sunshōan-Shikishi"寸松庵色紙). "Shikishi" bezeichnet eigentlich allgemein "Japanpapier", in der Kalligraphie meint man damit häufig ein auf jeder Seite 10-40 cm langes Quadrat, auf dem ein einzelnes Gedicht in Kana-Schriftzeichen steht. Diese Kalligraphien wurden dann auf Wandschirme oder in Alben geklebt.



Ki no Tsurayuki (872-945) war ein Autor, Dichter, Politiker und Kalligraph der Heian-Zeit. Ihm wird die Autorschaft des Tosa-Nikki, des Tagebuchs aus der Provinz Tosa, zugeschrieben. Bei diesem Werk handelt es sich um einen der berühmtesten japanischen Klassiker. Eine Abschrift des Tosa-Nikki 
von Fujihira-no-Teika (auch Sadaie)


Eine Kalligraphie-Performance ist die Inszenierung von Kalligraphie als Show. Zumeist nehmen mehrere Personen teil und schreiben auf ein Papier von mehreren Meter Länge, im Hintergrund spielt Musik, die den Rhythmus der Kalligraphie bestimmt. 
Kalligraphie-Performance der Mishima High School (Präfektur Ehime) bei einem Wettbewerb für Kalligraphie-Performances 2013


In Japan existieren eine große Zahl kalligraphischer Vereinigungen, sog. shodōkai 書道会.Manche schließen sich um eine bestimmte Strömung (etwa Kana-Kalligraphie oder eine Stilrichtung der Kanji) zusammen. Andere Vereinigungen gruppieren sich um eine Ausstellung (etwa die Vereinigung der Mainichi-Zeitung, die eigentlich eine Kollaboration vieler kleinerer Gruppen darstellt). Wiederum andere Vereinigungen verschreiben sich einer bestimmten Art der Vermittlung von Kalligraphie (etwa die Vereinigung für kalligraphische Erziehung oder die Vereinigung für Kalligraphie im Internet).


Die Kōhōkai (jap. 興朋会) ist ein japanischer Kalligraphieverein unter Vorsitz von Furutani Sōin (古谷蒼韻) . Ihr gehört auch Gidō Magami an. Sōin wurde vom japanische Kultusministerium mit als "Person mit besonderen kulturellen Verdiensten" (jap. 文化功労者), einer hohen staatlichen Auszeichnung für Kulturschaffende, ausgezeichnet. Die Kōhōkai gehört zu den etablierten Schulen, die auch im Zusammenhang mit Unregelmäßigkeiten bei der Bewertung eingesandter Kalligraphien zur Japanischen Ausstellung für Bildende Künste ( kurz Nitten) in die Kritik gerieten.


"Herausstehende Nägel werden eingeschlagen."oder "Herausstehende Pfosten werden eingeschlagen." (jap. 出る釘は打たれる / 出る杭は打たれる) sind zwei Sprichwörter, die oft als klassische Beispiele japanischer Gruppenmentalität herangezogen. Die zweite Variante ("Pfosten") gilt als die ursprüngliche Version des Sprichworts.


Die Kalligraphie-Ausstellung der Mainichi-Zeitung wird von der Kalligraphie-Vereingung Mainichi-Shodōkai毎日書道会 organisiert. Diese stellt eine Vereinigung von etwas über 100 verschiedenen kalligraphischen Vereinen aus ganz Japan dar.  Offizielle Website der Mainich-Shodōkai


Für das Kalligraphieren, das Schönschreiben, gibt es in Japan eine Reihe von Begriffen. Dabei werden die Begriffe Shūji 習字 und Shosha 書写 verwendet für das Kopieren von Schriftzeichen nach festen Vorlagen, mit dem Ziel einer schönen Handschrift. Demgegenüber steht der künstlerische Aspekt bei den Begriffen Shodō 書道 oder kurz Sho 書 im Vordergrund. 臨書, das Kopieren der Klassiker, steht irgendwo zwischen diesen beiden Konzepten. Eine gelungen Kopie als Ausweis der eigenen Könnerschaft wird dadurch, dass es sich um keine originale Schöpfung handelt, nicht entwertet. Rinsho wird in verschiedenen Komposita näher spezifiziert, etwa als Hairin 背臨 bzw. 意臨, das Wiedergeben eines Klassikers aus dem Gedächtnis bzw. nur nach seiner Bedeutung. Herr Nishimura verwendete hier den Begriff "Shosha", dessen wörtliche Übersetzung eigentlich "Kopieren" wäre.


Daiji des Historiendramas "Yae no Sakura", 
gestaltet von der Kalligraphin Tomoko Kawao.

Der Titel im Opening einer japanischen Fernsehserie oder eines Kinofilmes, jap. Daiji 題字, ist oft das Werk eines bekannten Kalligraphen. Hier wird Kalligraphie als Werkzeug des Branding verwendet. Auch die Schriftzüge bekannter Marken (v.a. bei traditionellen Produkten wie Reis oder Sake) sind in der Regel das Werk bekannter Kalligraphen. 

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